Nur noch 4 Wochen und die ARD-Serie „Lindenstraße“ geht zu Ende. Was am 08. Dezember 1985 begann, endet am 29. März 2020.
Um diese Themen geht es
Fast ein ganzes Leben mit der Lindenstraße
Ich verfolge die Lindenstraße seit der ersten Folge und habe sie immer gerne gesehen. Die Fernsehprogrammkonferenz der ARD hat sich mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Produktionsvertrages mit der produzierenden Firma GFF entschieden.
Das Leben der Straßenbewohner wird recht realitätsnah dargestellt. Vielfältige, meist problemhaltige Facetten realen menschlichen Lebens werden in teils mehrere Jahre übergreifenden Handlungssträngen aufgegriffen. Sich allmählich entwickelnde Ehekrisen in bis dahin scheinbar heilen Familien (wie zum Beispiel in früheren Jahren bei Ehepaar Schildknecht, später bei Ehepaar Beimer und Ehepaar Sperling) zählen ebenso dazu wie Pubertätsprobleme bei den zahlreichen jugendlichen Figuren (zum Beispiel in Gestalt von Liebeskummer, verfrühter Schwangerschaft, Essstörungen, Drogenabhängigkeit) sowie auch politischer oder religiöser Extremismus. So gehörte zum Beispiel die Hauptfigur Klaus Beimer zu Jugendzeiten der Neonazi-Szene an. Es gab Coming-out-Prozesse (wie beim schwulen Carsten Flöter im ersten Jahr der Serie, später dann auch bei der lesbischen Tanja Schildknecht und anderen), langwierige Versuche zur Erfüllung von Kinderwünschen (zum Beispiel bei Valerie Zenker und Ines Kling wegen Zeugungsunfähigkeit ihres jeweiligen Partners, bei Berta Griese wegen Unfruchtbarkeit oder bei gleichgeschlechtlichen Paaren), komplizierte Krankheitsverläufe (z. B. AIDS bei Benno Zimmermann Ende der 1980er Jahre, Alzheimer bei Hubert Koch in den 1990ern, Herzkrankheit bei Erich Schiller im Jahr 2009, Parkinson bei Hans Beimer im Jahr 2015), Wechseljahres- und Alterskrisen, aber auch Berufliches (Existenzgründungen mit Restaurants und Läden) und basisdemokratisches Engagement (Quelle Wikipedia).
Für viele Lindenstraßenbegeisterte war es sicherlich unangenehme Information, dass diese beliebte – eigentlich nicht mehr wegzudenkende Serie – abgeschafft werden soll. Als Fan der Lindenstraße hat es mich sehr gefreut, dass die Macher der Lindenstraße ein Stück Erinnerung bewahren wollten. Einige der Requisiten und Kostüme werden einen Platz in Museen als Erinnerung bekommen. Die Küche von Helga Beimer wird beispielsweise im „Haus der Geschichte“ in Bonn zu sehen sein. Das Technik Museum Speyer, das seit 2012 eine Dauerausstellung zur „Lindenstraße“ zeigt und bereits die Küche von Else Kling beherbergt, wird u.a. zusätzlich das Restaurant „Akropolis“ und das „Café Bayer“ in seine Sammlung aufnehmen.
Der Flohmarkt
Umso erstaunter war ich , als ich auf der Homepage der Lindenstraße von einer Verlosung zur Teilnahme an einem „Lindenstraßen-Flohmarkt“ las. Es gab im Februar 2020 in den WDR-Studios in Bocklemünd, wo die Lindenstraße gedreht wurde, drei Termine zur möglichen Teilnahme an einem Flohmarkt. Hier wollte die Produktionsfirma GFF den Fans die Gelegenheit geben, in den Requisiten bzw. Kostümen zu stöbern, um diese dann käuflich zu erwerben. Der gesamte Erlös sollte dann an karitative Institutionen (Kinderheime, Obdachlosenhilfe, etc.) gespendet werden. Man musste nur eine Mail mit dem Wunsch seiner Teilnahme verfassen und Glück haben. So geschehen am vergangenen Dienstag, als ich fast schon nicht mehr daran gedacht hatte, dass es noch eine Chance auf die Teilnahme am letzten Samstag im Februar 2020 gab. Ich checkte meine Mails und traute meinen Augen nicht. Eine Mail aus der Presseabteilung der Lindenstraße, wir hatten gewonnen!!!! Ich konnte mein Glück kaum fassen!
Samstagmorgen ging es dann zu den WDR-Studios. Alle Gewinner wurden herzlich empfangen, Daten wurden gecheckt und dann durften wir mit dem Auto auf das Produktionsgelände. Und waren der Lindenstraße auf einmal ganz nah! Die Studios, wo die Innenaufnahmen gedreht wurden, liegen direkt an der Außenkulisse der Lindenstraße. In den ehemaligen Studios fand der Trödelmarkt statt. Plötzlich standen wir in den ehemaligen Wohnungen der Lindenstraßenbewohner: im Flur von Mutter Beimer, in Angelinas Wohnung, in Carsten Flöters Küche usw. Und es waren so viele tolle Requisiten zu bestaunen und zu erwerben. Von Hajo Scholz Kontrabass über viele Wandbilder, Möbelstücke, Rolands Überlebenspakete, bis hin zu Hans Beimers Grabkreuz gab es viel zu bestaunen und zu erwerben! Das Prozedere lief dann folgendermaßen ab: Überall lagen Blanco-Formulare aus, in die man die Gegenstände/Kleidungsstücke eintragen konnte, die man mitnehmen wollte. An allen Gegenständen, wo kein Preis verzeichnet war, konnte man sich einen Preis überlegen, den man bereit war zu zahlen. Natürlich durfte der Preis auch mal etwas höher ausfallen, es kam ja einem karitativen Zweck zugute. Also los ging es und wir wurden schnell fündig: Teller aus Carsten Flöters Küche, Kaffeetassen aus Klaus Beimers Küche, ein Milchkännchen aus der Zenker-Wohnung, einen dekorativen Wandkranz, eine Aigner-Geldbörse (!) von Angelina Dressler, ein Shopper den Nina Zöllig mal benutzt hatte und zwei Teelichte aus Stein, die zur Wohnung Tanja Schildknecht/Sunny gehörten. Gerne hätten wir noch ein riesiges Bild von „Laura Brooks“, die Serientochter von Ärztin Dr. Iris Brooks mitgenommen. Es wurde seinerzeit von Jack Aichinger fotografiert und Stück für Stück zusammengesetzt und auf Leinwand gedruckt, es hat beeindruckende Maße und sieht einfach faszinierend aus. Es hätte auf jeden Fall in unserer Wohnung einen schönen Platz gefunden, aber leider wäre unser Auto für den Transport viel zu klein gewesen.
Alles in allem war es ein wunderschöner Tag im Studio der ehemaligen Lindenstraße ein bisschen rumzustöbern, in Erinnerungen zu schwelgen und einige Andenken mitzunehmen.
Der Abschied
Und in 4 Wochen ist es dann vorbei mit der Serie „Lindenstraße“. Eine Serie, die in Deutschland Geschichte geschrieben hat und die mir sehr fehlen wird. Ich hoffe sehr, dass die Esemblemitglieder schnell neue Engagements finden und man sie im TV wieder sehen wird. Auf jeden Fall möchte ich allen Mitwirkenden und dem Produktionsteam meinen Dank aussprechen. Danke dafür, dass ihr alle einen tollen Job gemacht hat und man 34 Jahre lang immer wieder gut unterhalten wurde!
Lindenstraße, du wirst mir fehlen!